Kronberger Bote Online v. 18.Feb2015
Fotos: S. Puck - Die Äppel-Kretscher verpackten das Ortsgeschehen in ein sängerisches Protokoll.
Rasselböck rocken das Schützenhaus
Oberhöchstadt (pu) – Geglückte Premiere für die Rosenmontags-Kneipenfastnacht des in diesem Jahr 15 Jahre bestehenden Vereins für Dialekt- und Brauchtumspflege „Die Rasselböck“! Auch an neuer Wirkungsstätte, im Schützenhaus der Cronberger Schützengesellschaft von 1398 in der Lindenstruth, ging wie gewohnt die närrische Post ab.
Mit Narhalla-Marsch, Böllerschüssen und einem dreifach donnernden „Oberhöchstadt Helau, Rasselböck Helau und Schützengesellschaft Helau“ begann die von den Organisatoren mit Spannung erwartete Veranstaltung. Bis zuletzt stand die Frage offen im Raum, ob es gelingen würde, die berühmt-berüchtigte, familiäre Stimmung trotz der Schließung des bisherigen Standorts, des Nassauer Hofs, und des daraus resultierenden Umzugs herüberretten zu können. Doch wie sich schnell zeigte, waren sämtliche Sorgen unbegründet, das liebevoll mit Regenschirmen, bunten Stoffbahnen geschmückte Haus ausverkauft. Mit saunaähnlichen Temperaturen nur wenige Minuten nach Veranstaltungsbeginn, sichtbehinderten Plätzen und einer Bedienung, die mitten im Redebeitrag lautstark nach dem Adressaten des von ihr zu servierenden Schnitzels fragt, könne man zweifellos nicht mehr punkten, so Rasselböck-Chef Michael Endress in seiner Begrüßung, dafür beispielsweise mit Spinnweben, die man bei der Dekoration extra habe hängen lassen. „Die Schützen haben uns versichert, diese Spinnweben seien noch aus dem Jahr 1398.“ Damit es den feierwilligen Gästen an nichts mangelt, habe man außerdem sowohl für Essen, Trinken, die traditionelle Hausband „Die Sound Collection“ aus Schmitten, Feuerwehr und einen anwesenden Arzt im Publikum gesorgt.
Und schon ging es mit einem „Aufzug“ mitten hinein ins mit Bewährtem und einigem Neuem gespickte Programm. Ein Hotelpage, dargestellt von Dirk Markgraf, war dabei wahrlich nicht zu beneiden. Unter der Last des Gepäcks einer frisch angereisen Dame (Hildegard Jäger) ächzend, liegt ihm die Blondine zu allem Überfluss auch noch mit ihrem Genörgel in den Ohren. Sie bemängelt etwa den fehlenden Meerblick, mosert über das an der Wand hängende Telefon, bis sie der Page zaghaft darauf aufmerksam macht: „Wir befinden uns doch noch im Aufzug!“
Nicht minder unterhaltsam das durch die Bänkelsänger Birgit Herdan, Ursula Seel, Martina Hölzle-Endress, Hans-Dieter Seibert und Otto Sehr vorgetragene Protokoll zum Ortsgeschehen des vergangenen Jahres. „Es gab eine Bombendrohung, passiert is nix zum Glück, Gerhard Schröder feiert in Königstein weiter, der schreckt auch vor nix zurück“, kommentierten sie beispielsweise die Vorkommnisse rund um des Altkanzlers 70. Geburtstagsfeier im Schlosshotel Kronberg. Ein Dorn im Auge ist ihnen auch das nach wie vor nicht zur Verfügung stehende Behinderten-WC am Berliner Platz. „Wenn Behinderte müssen, wo sollen sie hin, die bleiben im Regen stehn, das finden wir nicht famos und müssen die dann am Ende noch nach Haus mit voller Hos.“ Lebensweisheiten gab es unter anderem vom „Bleedboy“ Alfons Kirch. Die Bohnenstange in Hochwasserhose war 12 Jahre Sitzungspräsident der Mombacher Sitzungsgarde und lüftete das Geheimnis seiner Figur. „Bei mir gibts oft und viel nix zu esse, das macht die gute Küche meiner Frau!“ Etwa wenn der Strom ausfällt. „Auf seinen Einwand „Ei Schatzi, wir haben doch einen Gasherd“ entgegnet sie ihm „aber der Dosenöffner ist doch elektrisch…“. Leicht hatte es auch nicht Feuerwehr-Mann Stajo Otto, als der Anruf von Ursula Seel bei ihm auf der Wache eingeht. „Bei mir brennt‘s und meine Mutter hat mir geraten, ich soll dann die Feuerwehr rufen.“ Doch so sehr sich der Brandschützer auch bemüht, die Dame will partout ihre Adresse nicht rausrücken, sondern „erst gucke, ob es allein aufhört, obwohl es schon seit drei Stunden brennt“. Als der arme Feuerwehrmann bald keinen Rat mehr weiß, schließlich doch die Einsicht bei der Anruferin, doch eher den Gang zur Apotheke anzutreten – nach einem Fall in die Brennessel.
Großen Beifall erhielt auch Nachwuchstalent „Es Dabbesje“ Chris Visone. Von seiner Freundin ausgerechnet am Valentinstag verlassen, hängt nun ihr Foto zwischen zwei Hirschgeweihen. „Sie ist der größte Bock, den ich jemals geschossen hab!“
Zum Schießen komisch auch das Aushängeschild der Rasselböck, Martina Hölzle-Endress als glühweingeschädigtes Christkind auf dem Kronberger Weihnachtsmarkt, das sich mit allerlei Wünschen der „lieben Kleinen“ herumschlagen muss. „Ich wünsche mir vom Christkind einen schlanken Körper und ein dickes Taschengeld und nicht wieder verwechseln wie im letzten Jahr“, kriegt sie von einem moppeligen Mädel ihr Fett weg. Stimmungslieder von Julia Matthes und Dieter Meisenzahl, die Erlebnisse der beiden Rentner Birgit Herdan und Otto Sehr, letzterer zusätzlich noch mit Dirk Markgraf und dem Sketch „Rost“ sowie ein Vortrag von Bernd Bruch als „Barbarossa vom anderen Stern“, Tanzpausen und Tombola rundeten ein unterhaltsames und kurzweiliges Programm ab, das den Geschmack des Publikums, das auch in diesem Jahr vom Flair der Rosenmontags-Sause der Rasselböck begeistert war, traf.